Eigentlich begann unsere Reise mit dem Gedanken, uns eine berufliche Auszeit nehmen - ein Sabatical - und vielleicht ein Jahr in Australien oder Asien zu verbringen. Dann entdeckten wir im Herbst 2001 auf den Kanarischen Inseln unsere Leidenschaft fürs Segeln und erfüllten uns 2003 den Traum vom eigenen Boot. Schnell wurde uns klar, dass ein Sabaticaljahr viel zu kurz für eine Reise um die Welt sein würde.

So freundeten wir uns mit dem Gedanken an, unsere Berufe ganz aufzugeben und Raum für eine mindestens dreijährige Reise zu schaffen. Was zuerst finanziell und zeitlich fast unmöglich erschien, nahm dann doch relativ schnell Gestalt an und nach umfangreichen Ausstattungsarbeiten am Schiff und allerlei privaten wie beruflichen Verabschiedungen konnte es im Juli 2004 losgehen.

Wer jedoch wie wir als absolute Greenhorns im Hochseesegeln startet, bekommt zwangsläufig genügend Erfahrung mit den Passagen durch Nordsee, Englischen Kanal und Biskaya - ob er will oder nicht. Wir wurden durchgeschüttelt, durchgepustet und nass gemacht, bis es schon lange keinen Spaß mehr machte. Die Biskaya empfing uns mit Winden über 40 Knoten, mondloser Nacht, Regen und achterbahngleichen Wellen von guten 6 Metern, während wir hoch am Wind in nur 50 Meilen Abstand an Brest vorbei segelten.

Doch wie Peitsche und Zuckerbrot kam die Entschädigung 2 Tage später in ruhiger See mit dem ersten selbst geangelten Yellowfin-Thunfisch. Der rund 20 kg schwere und einen Meter lange Brocken sorgte dann auch die nächsten Tage für köstliche Gerichte aus unserer kleinen Kombüse.

Letztlich war dieser Anfang bezeichnend für einen großen Teil der bisherigen Reise. Angetrieben von Neugierde, Abenteuerlust und der Freude am ungebundenen Reisen findet man sich häufig im Wechselspiel der Gefühle wieder. Mal verflucht man die ganze Segelei, die Anstrengungen, Entbehrungen und Quälereien, für die man so viel aufgegeben und zurückgelassen hat. Und dann kommt ganz schnell wieder die Empfindung: Ja! Das ist das Allerbeste, was wir hätten machen können. Sei es der strahlende Sonnenaufgang auf hoher See, das gemeinsame Speerfischen mit Polynesiern oder eines der anderen zahllosen und wunderbaren Erlebnissen, die alle Mühsal ungleich schön wieder aufwiegen.

Viel lernen wir auch über uns. Über Ängste, Freuden, Niedergeschlagenheit, Euphorie, Toleranz und Beharrlichkeit - Grenzen der Psyche und der Physis. Partnerschaft und Individualität. Alles ist neu und anders in einer ca. 30qm kleinen, schwimmenden Wohnung an immer wieder unbekannten Orten. Doch man nimmt sich selbst halt immer mit - mit allen Stärken und Schwächen.

Unser Schiff "Ahodori", der japanische Name für Albatros, hat uns sicher vorangebracht. Kein Tag ohne Arbeit, keine Woche ohne Reparatur; auch das ist normaler Segelalltag, wenn man sich auf einem so komplexen Fortbewegungsmittel wie einem Segelboot um die Welt bewegt.

Glücklich sind wir, diese Reise gemeinsam erleben zu können. Und ein bisschen traurig, zuhause und auch überall unterwegs liebe und lieb gewonnene Menschen zurückzulassen, wenn wir weiterziehen.

Doch auch das scheint dazuzugehören - es ist vieles anders, neu und dennoch immer "wie im richtigen Leben".

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Von Nordsee bis Südsee ist auch immer wieder Nasszeug angebracht
Leinen los - auf der Reise mit dem Wind